„Ein Reallabor bezeichnet einen gesellschaftlichen Kontext [Zusammenhang], in dem Forscherinnen und Forscher Interventionen [Eingriffe] im Sinne von ‚Realexperimenten‘ durchführen, um über soziale Dynamiken und Prozesse zu lernen.“ (Grundsatzpapier BMBF)
Ebenso wie das „Experiment“ bringt man den Begriff „Labor“ normalerweise mit den Naturwissenschaften in Verbindung. Bei den Reallaboren geht es jedoch nicht darum, chemische, biologische oder physikalische Experimente im Labor unter konstanten und beherrschbaren Laborbedingungen durchzuführen. Vielmehr werden gesellschaftliche und politische Prozesse in Realexperimenten erforscht – also in einer Art Feldversuch.
Bei den gesellschaftlichen und politischen Prozessen und Fragestellungen kann es sich z.B. um Herausforderungen der Mobilitäts-, Energie- oder Ernährungswende handeln. Andere Herausforderungen sind z.B. der demografische Wandel und der Klimawandel, die in Regionen, Städten oder Quartieren/Stadtteile erforscht werden. Oft geht es bei den Reallaboren darum, einen Transformationsprozess – also einen Prozess mit weitreichenden Veränderungen in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen – hin zu einer Nachhaltigen Entwicklung anzustoßen und wissenschaftlich zu begleiten.
Das Reallabor ist eine relativ neue Methode, die immer öfter in der Nachhaltigkeitsforschung angewendet wird. Wichtig ist dabei die Transdisziplinarität, also ein methodisches Vorgehen, das wissenschaftliches Wissen und praktisches Wissen miteinander verbindet. Daher handelt es sich i.d.R. um praktische Projekte, die wissenschaftlich begleitet und erforscht werden. Der Vorteil dabei ist, dass bei einem überschaubaren Projekt Veränderungsprozesse beobachtet und Ursachen und Wirkungen besser verstanden werden können.
Der praktische Teil des Projektes bezieht in der Regel Akteure ein, daher sind die Projekte immer partizipativ, also unter der Mitwirkung bestimmter Akteure, angelegt. Dies können z.B. Nutzer eines Produktes oder einer Dienstleistung sein, oder aber Betroffene, die vor Ort eine praktische Lösung für ein Problem oder einen Bedarf entwickeln wollen. Der wissenschaftliche Teil besteht i.d.R. durch die begleitende Forschung und Unterstützung durch eine Universität, Hochschule oder andere Forschungseinrichtung. Praxis und Forschung arbeiten im Projekt gleichberechtigt und auf Augenhöhe zusammen um voneinander zu lernen.
Weiterführende Literatur: Urbane Reallabore – ein Blick in die aktuelle Forschungswerkstatt